Genossenschaften können auf eine lange Geschichte zurückblicken. Im Fall der dezentralen Bankgenossenschaften reichen die Wurzeln teilweise über 150 Jahre zurück, von Anfang an geprägt von den Prinzipien der Selbsthilfe, Selbstverwaltung und Selbstverantwortung. Dabei lassen sich rückblickend aber auch immer wieder regional bzw. zeitlich begrenzte Sonderentwicklungen feststellen – wie etwa bei den Genossenschaftsbanken in der früheren DDR, die sich im Gegensatz zu den Prinzipien der genossenschaftlichen Selbstverwaltung bis 1989 weitestgehend den Vorgaben der sozialistischen Wirtschafts- und Finanzpolitik unterwerfen mussten.

Spar-Werbung der Bäuerlichen HandelsgenossenschaftenSpar-Werbung der Bäuerlichen Handelsgenossenschaften (um 1960)(Bild: Archiv GeschichtsKombinat)

Dieser Teil der Genossenschaftsgeschichte soll in einem Gemeinschaftsprojekt mit der Stiftung Genossenschaftshistorisches Informationszentrum (GIZ) nachvollzogen werden. Anlässlich des 2008 zelebrierten Ehrenjahres eines der wichtigsten genossenschaftlichen Gründerväter – Hermann Schulze Delitzsch, der dieses Jahr 200 Jahre alt geworden wäre – stehen dabei vorerst vor allem die Genossenschaftsbanken / Genossenschaftskassen für Handwerk und Gewerbe so zusagen als „Erben“ von Schulze-Delitzsch im Fokus. Für das Gesamtprojekt sollen dann aber auch die Bäuerlichen Handelsgenossenschaften (BHG) als Nachfolger der ehemaligen Raiffeisenbanken stärker berücksichtigt werden.

In dem Projekt geht es in einem ersten Schritt darum, die allgemeine Entwicklung der Genossenschaftsbanken in der DDR und ihre Einbindung in die sozialistische Wirtschaftspolitik nachzuzeichnen und einen Überblick über die vorhandenen Archivunterlagen zu erlangen. Danach sollen konkrete Fragestellungen untersucht werden, wie etwa der Vergleich der staatlichen Vorgaben mit der Praxis in den Banken vor Ort, die Frage nach dem Prinzip der Mitgliedschaft oder die Zusammenarbeit mit den Sparkassen im Rahmen der „territorialen Rationalisierung“.

Nachtrag vom 10. Januar 2008: Einen ersten Ergebnisüberblick zu dem Projekt werde ich am 25. Januar 2008 auf der sechsten Tagung des GUG-Arbeitskreises Bankgeschichte vorstellen.

Nachtrag vom 8. April 2008: Auf der dritten Tagung zur Genossenschaftsgeschichte werde ich am 26. April 2008 einige Ergebnisse speziell zur Geschichte der Genossenschaftsbanken für Handwerk und Gewerbe in der DDR präsentieren.

Nachtrag vom 21. Mai 2010: Im Rahmen dieses Projektes ist von mir ein Beitrag im Sammelband Geld und Kapital 10. Strukturwandel und Internationalisierung im Bankwesen seit den 1950er Jahre erschienen: „Rationalisierungsbestrebungen im Bankensektor der DDR. Das Beispiel der Genossenschaftsbanken für Handwerk und Gewerbe“ (S. 13-34)